Turmschanzenstraße Nord, Magdeburg (D)

Aufgabe
Konversionsareal Turmschanzenstraße Nord, Magdeburg
Typologie
Auslober*in
Jahr
Ort
Transformation
Mischnutzung
Mobilität und Infrastruktur
Öffentlicher Raum
Kultur
Denkmalschutz
Magdeburg
Sachsen-Anhalt
Deutschland
2025
Immobilien- und Projektmanagementgesellschaft
Sachsen-Anhalt mbH
Status
Kollaboration
Leistungen
Größe
9,1 ha
Teilnahme
pbr planungs- und beratungsgesellschaft mbh
Städtebau und Freiraumplanung
Städtebauliches Konzept Es wird eine bauliche Struktur vorgeschlagen, die einzelne Blöcke ausbildet. Diese reagieren jeweils sensibel auf die umgebe Bestandssituation. Zum Exerzierplatz wird ein Bauliches gegenüber als räumliche Begrenzung des Platzes geschaffen. Durch ein Versetzen der Baukörper entstehen Ein- und Durchgänge. Die Nord-Süd Verbindung mit der Baumallee wird aufgegriffen und in Form einer Campuspromenade weiterentwickelt. Hier liegt zentral der zweigeschossige Multifunktionssaal. Der als zentraler Baustein gleichzeitig zum Exerzierpatz sowie zum neuen Anger-Forum ausstrahlt. Im Kreuzungsbereich Jerichower Straße / Herrenkrugstraße reagiert die Bebauung auf die exponierte Lage in Form eines neuen Stadteingangs mit einem Hochpunkt. Gleichzeitig wird hier keine geschlossene Blockrandbebauung vorgeschlagen, sondern durch die Stellung der Baukörper ein Hineinleiten in den neuen Verwaltungscampus erzeugt. So wird der Campus durch Wege und Aufenthaltsflächen mit der angrenzenden Umgebung verwebt. Durch die einzelnen Gebäude ist eine bedarfsgerechte Entwicklung möglich, ohne dass die Bebauung als unfertig wahrgenommen wird. Im südlichen Bereich wird anstelle der Stellplatzflächen eine offene begrünte Parkgarage entstehen, die bedarfsweise in zwei Baukörpern entwickelt werden kann. So werden auch für übergeordnete Veranstaltungen in der näheren Umgebung ausreichend Stellplatzflächen zur Verfügung gestellt. Zum Teilbereich C wird eine straßenbegleitende Bebauung vorgeschlagen, die mit bedarfsgerechten öffentlichen Nutzungen im EG eine Belebung schafft. Im Inneren werden vorwiegend Wohnnutzungen in Form von Punkthäusern vorgeschlagen. Durch eine unterschiedlichen Höhenstaffelung und einen hoher Grünanteil vermittelt die Gartensiedlung eine offene und kommunikative Atmosphäre. Für die Bewohner lädt die zentrale Fläche des Anger-Gartens zum Plausch oder gemeinsames Gärtnern ein. Der südliche Teilbereich B wird als Kreativ- und Veranstaltungszentrum auch über das Areal hinaus Menschen in das Quartier locken. Hier werden Märkte, Sport oder kulturelle Veranstaltungen, als auch gastronomische Angebote in einer einzigartigen historischen Umgebung entwickelt. Freiraumstruktur und Nutzungen Im Teilgebiet A entsteht ein Campus-Park, in dem Kasernenbestand und Neubauten zusammengeführt werden. Zentrale Freiräume wie der Exerzierplatz und das Anger-Forum schaffen eine sowohl historisch-repräsentative als auch urban-innovative Atmosphäre. Das Stadtbahndepot im Teilgebiet B wird zum kreativen Zentrum um- bzw. weitergebaut. Als pulsierendes Zentrum für sozialen und kreativen Austausch entsteht das Depotquartier im gemeinschaftsstärkenden Prozess und bietet Raum für Aneignung. Vor der Stadtbahnhalle wächst ein Hallenhain durch gesteuerte Sukzession zu einem lebenswerten Ort mit Wochenmarktnutzung. Hinter der Halle befindet sich der multifunktionale Senk-Platz für Sport- und Eventnutzung. Die östlich anschließende Gartensiedlung im Teilgebiet C ergänzt Arbeit und Kultur um die Komponente Wohnen; ein gemeinschaftlicher Anger-Garten bildet die Mitte. Durch einen gärtnerischen und naturnahen Charakter pflegt sich das kleine Quartier optimal in die benachbarte Umgebung der Angersiedlung im Osten und Kleingärten im Süden ein. Exerzierplatz und Anger-Forum Der Exerzierplatz wird grün und denkmalgerecht mit Erhalt der Bestandsbäume und neuen Klimabäumen, gestaltet. Die zentrale, vertiefte Wiese dient als sozialer Treffpunkt und großer Retentionsschwamm. Besonderheit ist die westliche Terrasse mit einem Freiraumbüro unter Bäumen. Das Anger-Forum fungiert als urbane Mitte mit grünen Saumzonen und Gastrobereichen. Eine flexible Ausstattung mit freier Bestuhlung bietet Nutzungsoffenheit für Austausch, Arbeitspausen und Veranstaltungen. Erschließung und ruhender Verkehr Die Mobilitätsangebote folgen dem Konzept der kurzen Wege zwischen dem Drei-Orte-Prinzip Arbeit – Wohnen – Freizeit. Fokussiert wird dabei eine niedrigschwellige Fuß- und Radfreundlichkeit. Umlaufende Geh- und Radwege mit Anschluss an das Velo-Netz, ergänzt durch die bestehende ÖPNV-Anbindung mit einer jeweiligen Erreichbarkeit von 5 Min./300m, bieten dem Perimeter ein komfortables Mobilitätsangebot. Der Biederitzer Weg wird durch minimalen Umbau zum Shared-Space Raum mit Schrittgeschwindigkeit, wo alle Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt sind. Der Biederitzer Weg dient somit nicht nur der internen Anbindung für den motorisierten Individualverkehr mit Pkw und Serviceverkehr wie Müll- und Rettungsfahrzeuge, sondern übernimmt auch die wichtige Funktion als Stadtteilachse östlicher Siedlungen bis zum Naherholungsgebiet Alte Elbe. Für die Vorbereitung der Priorisierung der Fuß- und Raderschließung ist die funktionale Einbindung des motorisierten Individualverkehrs. Aus dem Bestand bleiben 102 Pkw-Stellplätze erhalten. Am Biederitzer Weg entstehen Parkhäuser mit offenem Erdgeschoss und je 290 Stellplätzen, um das Areal funktional und autoreduziert zu gestalten. Teilgebiet C erhält eine Tiefgarage mit ca. 270 Pkw-Stellplätzen für mehr oberirdischen Freiraum. Die Parkhäuser dienen zusätzlich als Mobilitätscenter mit Fahrradstellplätzen und Werkstätten im EG. Bestehende und neue Fahrradüberdachungen sowie Leihradstationen erhöhen den Radfahrkomfort. Angestrebt wird eine interne Erreichbarkeit von maximal 5 Minuten und eine externe Erreichbarkeit z.B. zum Hauptbahnhof von maximal 15 Minuten. Der Bedarf an Mobilität zwischen den drei Orten Arbeit – Wohnen – Freizeit wird somit im gebietsübergreifenden Stadtraum komfortabel, sicher und gleichberechtig abgedeckt. Stadtklima und Regenwassermanagement Laut Klimakarte Magdeburg droht bei starker Versiegelung eine „weniger günstige“ bis „ungünstige“ Klimawirkung. Durch hohe Durchgrünung und geringe Versiegelung entsteht ein klimaresilientes Quartier mit erhaltener bis verbesserter Ausgleichsfunktion. Der Exerzierplatz bleibt als große Grünfläche erhalten und wird als grüner Retentionsschwamm qualifiziert. Alle Grünflächen sind biodivers, strukturreich und retentionsstark und tragen zur Mikroklima fördernden Verdunstung bei. Auch kleinere Plätze wie das Anger-Forum mit Anstaukante und der Senk-Platz als „harter Schwamm“ dienen der Retention. Letzterer liegt im potenziellen Überflutungsbereich und kann, ebenso wie die Erdgeschosse der Parkhäuser, bei Starkregen vollständig geflutet werden. Der Kreislauf des Regenwassers wird funktional, sichtbar und erlebbar bewirtschaftet. Phasierung – abschnittsweise Entwicklung Die Phasierung beschreibt die Vision eines resilienten Stadteingangs bis 2040. Für eine soziale Nachhaltigkeit ist der gemeinsame Prozess durch Partizipation der Magdeburger*innen unabdingbar. Die repetitive Einbindung der Einwohnenden und zukünftig Arbeitenden fördert die Akzeptanz gegenüber Konversion und Transformation mit folglich anderen Ästhetiken wie z.B. biodiverser Grünflächen, Um- und Neubau. Für die abschnittsweise Entwicklung wird das Areal in drei selbständige Kompartimente aufgeschlüsselt. Teilgebiet A (Campus-Park) erhält höchste Priorität währenddessen die Teilgebiete B (Depotquartier) und C (Gartensiedlung) nachgezogen werden. Für die Beteiligung der Bevölkerung sind partizipative Interventionen von entscheidender Bedeutung. Die einzelnen Kompartimente werden durch räumliche Verknüpfungen (z.B. Shared-Space Straße Biederitzer Weg, Klimaachse Herrenkrugstr. etc) zusammengefügt. Entwicklung Teilgebiet A: Zeithorizont 2025-2032 Schritt 1: Teile des Stadtbahndepots und Werkstätten werden als Dialogstandort aktiviert. Schritt 2: Der Exerzierplatz wird frühzeitig qualifiziert, um Gehölze zu etablieren und funktionalen Freiraum zu sichern. Schritt 3: Im ersten Bauabschnitt entsteht die Stadtkrone am Jerichower Platz. Schritt 4: Im zweiten Abschnitt folgen Parkhaus/Mobilitätscenter 1, Veranstaltungshalle und Bürogebäude an der Herrenkrugstraße; das Anger-Forum wird später ergänzt. Schritt 5: Im dritten Abschnitt folgen Parkhaus 2 und Bürogebäude an der Turmschanzenstraße. Entwicklung + Anschluss Teilgebiet B: Zeithorizont 2030/32-2023 Schritt 1: Erschließung und Umbau des Stadtbahndepots (ab ca. 2030) zur Sport-, Kultur- und Markthalle. Beginn Urban Mining. Schritt 2: Gestaltung von Depot- und Senkplatz, Nutzung des Senkplatzes als Werkhof mit Materialien aus Urban Mining. Schritt 3: Minimaler Umbau des Biederitzer Weges als Shared-Space zur Verbindung der Teilgebiete A und B. Schritt 4: Entwicklung von Teilgebiet C mit Partizipation und Abriss unter Urban-Mining-Prinzip. Entwicklung + Anschluss Teilgebiet C: Zeithorizont 2035-2040+ Schritt 1: Bau der Tiefgarage unter dem Gebäude an der Jerichower Straße. Schritt 2: Adressbildung an Jerichower und Herrenkrugstraße. Schritt 3: Entwicklung der Punkthäuser. Schritt 4: Aufwertung des Anger-Gartens als Siedlungsmitte. Schritt 5 (ab 2040): Sanierung der Herrenkrugstraße als klimaresiliente Blue-Green Street. Schritt 6 (ab 2040): Sanierung der Turmschanzenstraße zur Elbauen-Promenade mit Bastion zur Alten Elbe.


















