Bundesstützpunkt Säbelfechten, Dormagen (D)

Aufgabe
Neubau Bundesstützpunkt Säbelfechten mit Schwimmbad am Norbert-Gymnasium in Dormagen
Typologie
Auslober*in
Jahr
Ort
Sport und Freizeit
Gesundheit
Öffentlicher Raum
Dormagen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Gemeinde Dormagen
2023
Leistungen
Größe
Status
Kollaboration
0,5 ha
3. Preis
pbr AG
Moka Studio
Freiraumplanung
Städtebau – Integration und Struktur Wir verstehen die Klosteranlage und das Gymnasium als ein Ensemble, das wir mit einem neuen Baustein behutsam und mit Selbstverständlichkeit ergänzen. Die städtebauliche Setzung folgt der Logik der bestehenden Bebauung und erreicht doch eine Eigenständigkeit und selbstbewusste Aussagekraft. Die Integration in den Natur- und Kulturraum gelingt durch Staffelung der Baumassen und eine maß- und respektvolle Höhenentwicklung, die keinerlei Fernsicht verstellt und auch in der Nahsicht keine Konkurrenz entstehen lassen will. Der Eingang der Säbelfechthalle wird Richtung Osten zur L 36 orientiert, wendet sich somit zur Obstwiese, weiter zum Parkplatz und formuliert bei aller gebotenen Zurückhaltung gegenüber dem Baudenkmal eine selbstbewusste Adresse. Begleitend zum Pletschbach schlagen wir ein lockeres Wegenetz vor, dass eine direkte Erschließung des Fechtzentrums ermöglicht. Der Eingang der Schulsportfunktionen erfolgt in logischer Fortführung des Schulhofes. Architektur – Zurückhaltung und Mystik Wir schlagen einen in zwei aufeinander bezogenen Volumen gegliederten Baukörper vor. Die beiden Gebäudeteile bilden dabei die Nutzungen „Schulsport und -schwimmen“ und „Bundesstützpunkt“ ablesbar ab: Schulsport im Westen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bestehenden Sporthallen, Säbelfechten im Osten in Bezugnahme auf den Freiraum. Der Baukörper formuliert mit Selbstverständlichkeit die beiden geforderten separaten Eingänge und regt gleichzeitig zur Interaktion der beiden Nutzungen an. Unser Beitrag ist ein Massivholzbau, der mit einer zeitgemäßen und langlebigen Gebäudehülle versehen ist. Eine reduzierte vertikale Erschließung, eine intuitiv begreifbare Erschließungsstruktur, Verzicht auf Unterkellerungen sowie optimal erreichbare Technikflächen bilden die soliden funktionalen Grundlage für einen ebenso effizienten wie poetischen Sportbau. Während Schulsport und -schwimmen kompakt gestapelt zu einer effizienten Gebäudeform finden, sind alle wesentlichen Funktionen des Trainingsbetriebes des Fechtzentrums erdgeschossig organisiert. Die Fassade orientiert sich in Farbigkeit und Maßstab an den Fassaden des Bestandes, interpretieren die Materialität aber neu und verweisen analogienreich auf die durch den Leistungssport geprägte Nutzung. Die Massivholzaußenwände werden gedämmt und mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade aus u-förmig gekanteten, perforierten und weiß beschichteten Metallpaneelen verkleidet. Fechthalle und Schulsport werden dabei subtil durch die Einbaurichtung der Paneele differenziert: der Schulsport erhält eine glatte Hülle, die Fechthalle eine feine vertikale Gliederung. Die Fassade ändert ihr Erscheinungsbild im Laufe des Tages und der Jahreszeit und tritt so in den Dialog mit dem sich ebenfalls ständig in Veränderung befindenden Naturraum. Die Fassade funktioniert nicht nur als ausdrucksstarke Hülle und Witterungsschutz, sondern zugleich als Sonnenschutz für die dahinter liegenden Räume Prägendes räumliches Element im Inneren ist das Tragwerk des Hallendaches der Säbelfechthalle. Als Raumtragwerk nutzt es die Möglichkeiten des Baustoffes Holz materialgerecht aus und verweist in seiner Dynamik gleichsam auf den Fechtsport. Zugleich bewirkt die statische Höhe des Tragrostes Lichtlenkung und Blendschutz der Sportler:innen. Die Halle erhält ausschließlich zenitales Licht und schafft so eine konzentrierte und meditative Raumwirkung. Die Schwimmenden wiederum werden sich nahezu im Wald schwimmend erleben. Hier bildet nicht das Tragwerk den Attraktor, sondern die Blickbeziehungen zum beeindruckenden Baumbestand am Pletschbach. Freiraum – Biodiversität und Vielfalt Das Gesamtensemble: Knechtsteden erfährt durch die schließende städtebauliche Setzung eine strukturelle, freiraumplanerische Nutzungserweiterung. Durch die neue mäandernde Erschließung entsteht eine umlaufende Erkundungsroute. Der neue Vorplatz des Säbelfechtzentrums bildet eine neue Adresse als Teil des Rundgangs und bindet die bestehenden Angebote behutsam ein. Der Zufahrtsbereich verbleibt unter größter Rücksichtnahme auf die bestehende Vegetationsstruktur an aktueller Position. Anlieferung und Rettungswege werden gewährleistet. Das Parken wird auf das geforderte Minimum reduziert und fokussiert sich auf die Bereitstellung barrierefreier Stellplätze. Die große Dachfläche des Fechtzentrums besitzt ausreichend Flächenpotenzial für naturschutzfachlich-sinnvolle Begrünungen. Geplant ist ein Biodiversitätsdach, dass neben der Förderung der Artenvielfalt auch energetische, mikroklimatische und CO² bindende Vorteile bietet. Das Regenwassermanagement baut sich kaskadenartig auf. Die mit PV-Modulen belegte Dachfläche leitet die Regenspenden zu dem tiefer liegenden Biodiversitätsdach. Speichermodule stellen der Vegetation auf dem 0% Dach dauerhaft ausreichend Wasser zu Verfügung. Im Falle von übermäßigen Starkregenereignissen läuft das überschüssige Wasser in das umgenutzte historische Rückhaltevolumen. Im erneuten Falle wiederum via Überlauf und Leitung in die tiefer liegenden Retentionsflächen und auf natürlichem Wege weiter in den Petschbach. Der Vorplatz selbst wird aus mikroklimatisch sinnvollem Drainasphalt hergestellt. Die Bestandsvegetation bleibt vollständig erhalten. Die circa 20 Neupflanzungen orientieren sich stark am Bestand (heimische Vegetation). Im Bereich des Vorplatzes wird sich an dem historischen, gelungenen Experiment orientiert und der immergrüne Quercus turnerii eingesetzt. In den Bereichen des Mäanderweges orientiert sich die Pflanzung an dem Obstwiesenbestand. Regio-Zert Saatgut bildet die flächige Unterpflanzung und sorgt für zusätzliche, faunistische Angebote. Die Lichtimmissionen werden durch leuchtlichtstrom-reduzierte Mastleuchten in Anzahl und Dimension auf ein Minimum reduziert. Sämtliche Bereiche und Zugänge sind barrierefrei erschlossen. Konstruktion: Kreislaufgerechtigkeit und Klimaneutralität Wir schlagen vor, maximal kreislaufgerecht und klimaneutral zu bauen. Die gewählten Baukonstruktionen sind durchgehend kreislaufgerecht rückbaufähig und wieder verwertbar. Wo möglich, wird auf recycelte Materialien zurückgegriffen. Die Verwendung von Holz als klimapositiver Baustoff wird forciert (Decken und Wände aus Brettsperrholz, Stützen und Träger aus Brettschichtholz) und nur an zwingend notwendigen Stellen durch Bauteile aus Recyclingbeton unterstützt. Heizen und Kühlen soll unter Vermeidung von fossilen Energieträgern erfolgen. Die Integration in das bestehende Nahwärmenetz sowie die Verwendung von Eigenstrom über Photovoltaik machen das Gebäude dabei nahezu energieautark. Zur Klimatisierung der Fechthalle werden Erdwärmetauscher vorgeschlagen.